Nachhaltige Unternehmenskultur I Social Business
14.04.2021
Autorin: Brit Doleschal
Ob in Interviews mit den Grünen, im Wahlprogramm der Linken oder auch auf Unternehmensebene, „sozial-ökologisch“ taucht immer öfter in Konzepten und Medien auf. Deshalb nehme ich das zum Anlass, um aufzuzeigen, was dahinter steckt.
Definition Sozialökologie = Teilgebiet der Ökologie, das sich mit dem Verhältnis zwischen dem sozialen Verhalten des Menschen und seiner Umwelt befasst (www.duden.de).
Dieser Ansatz stellt also den Menschen mit seinem Sozialverhalten in den Vordergrund, in seiner Interaktion mit der Umwelt. Hierbei ist das Umfeld gemeint und der umweltfreundliche oder oft genannte ökologische Aspekt nicht explizit berücksichtigt.
Die FONA (Forschung für Nachhaltigkeit) – eine Plattform des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Forschung für Nachhaltigkeit, unterstützt gezielt die Sozial-ökologische Forschung und verdoppelt so in den nächsten fünf Jahren die Forschungsförderung zum Schutz des Klimas und für mehr Nachhaltigkeit auf vier Milliarden Euro.
Gesellschaftliche Veränderungsprozesse bzw. Transformationen werden in den Vordergrund gestellt, um beispielsweise folgende Fragestellungen für die Zukunft zu bearbeiten:
„Wie muss eine nachhaltige Wirtschafts-, Konsum- oder Lebensweise gestaltet sein? Welche neuen Technologien, gesellschaftlichen Initiativen oder Geschäftsmodelle könnten sich zu den großen Nachhaltigkeitsinnovationen der Zukunft entwickeln? Und welche politischen und wirtschaftlichen Rahmensetzungen haben welche Nachhaltigkeitswirkung?“ (https://www.fona.de/de/themen/gesellschaft-sozial-oekologische-forschung.php).
Doch warum gibt es denn diesen Förderschwerpunkt? Obwohl schon lange bekannt ist (Club of Rome, Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen 1987), dass unsere heutige Lebensweise die natürlichen Lebensgrundlagen überlastet und damit die künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen gefährdet (www.bmbf.de), so wurde die letzten Jahrzehnte doch wenig von Unternehmensseite und Politik unternommen, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Jetzt wird es ernster, denn die Auswirkungen sozialer Missstände und Klimaveränderungen werden immer deutlicher.
Mit der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet. Die „Sustainable Development Goals“ – oft einfach SDGs genannt – siehe Abbildung.
Deutschland reagierte mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), welcher alle Anforderungen des CSR Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) beinhaltet und 20 Kriterien zur Nachhaltigen Entwicklung beinhaltet. Betroffen sind ab Januar 2022 kapitalmarktorientierte Unternehmen, Finanzinstitute und Versicherungen mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen. Sie müssen verpflichtend einen nicht-finanziellen Bericht zum Jahresabschluss erstellen. Der Bericht - ab April 2022 nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) - soll Konzepte, Ergebnisse, Risiken und wesentliche Leistungsindikatoren zu Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung enthalten (www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de). So soll z.B. die Gleichstellung von Frauen und Männern bis 2030 wesentlich gefördert werden.
Die Unternehmen können zur Umsetzung die Kriterien des DNK heranziehen und diese Schritt für Schritt abarbeiten. Kriterien sind bspw. die Tiefe der Wertschöpfungskette, Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen, Beteiligung von Anspruchsgruppen oder/und Arbeitnehmerrechte. Für die einzelnen Kriterien sind Checklisten und Begriffe hinterlegt, die bei der Umsetzung unterstützen. Eine weitere Möglichkeit wäre, sich einzelne Ziele der Vereinten Nationen herauszupicken, die für die eigene Organisation wesentlich sind. So könnten z.B. Ziel Nr. 5 Geschlechtergleichheit, Nr. 12 Nachhaltiger Konsum und Produktion oder Nr. 13 Klimaschutz und Anpassung ausgewählt und mit Hilfe von Anleitungen mit Zahlen hinterlegt bzw. belegt werden. Die Ziele sind inzwischen auf vielen Unternehmensseiten und Nachhaltigkeitsberichten zu finden.
Doch auch Zertifizierungen z.B. über B Corp oder eine Bilanzierung der Gemeinwohl Ökonomie sind akzeptiert, wenn es um die Berichterstattung geht, da diese die Kriterien des DNK enthalten und darüber hinaus noch erweitern.
Betrachten wir die Agenda 2030, so bleiben uns noch 9 Jahre, um diese Ziele ernsthaft in Angriff zu nehmen. Die großen Organisationen werden bereits gezwungen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, doch auch für kleinere Unternehmen und Personengesellschaften besteht die Möglichkeit, dies freiwillig zu tun. Es wäre ein Gewinn für alle, vor allem für Unternehmen in Bezug auf ihre Qualitätskriterien, die wiederum dokumentiert und auch entsprechend kommuniziert werden können.
An sinnvollen und motivierenden Zielen zu arbeiten und so die Welt ein Stückchen lebenswerter und zukunftsfähiger zu gestalten, würde unser Leben täglich ein bisschen sozial-ökologisch machen. Denn warum sollten Gewinne erwirtschaftet werden, „[…], die dann in Umwelt- und Sozialprojekte fließen“, anstelle „ Gewinne bereits umwelt- und sozialverträglich zu erwirtschaften.“ (I. Pufé. Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen, 2014, S.16)
In diesem Sinne … sei selbst jeden Tag ein bisschen sozial-ökologisch, radel mit dem Fahrrad ins Büro, kauf Dir Dein Gemüse auf dem Wochenmarkt vom regionalen Biohof und tue jeden Tag etwas Gutes!
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